10"er mit Moravian

10er mit Moravian

Datum/Ort: 17. Juli 2020, Presberg

Eigentlich hatte ich eine bestens erhaltene Moravian G3-16200 inklusive Astronomik-Filtern im Astronomie.de-Verkaufsforum gekauft, um sie am 40cm-Newton einzusetzen: Eine massive Kamera und ein dickes Teleskop könnten gut passen.
Um eine gute Ausleuchtung und Korrektur des APS-H-Chips zu erzielen, hätte ein 2,5-Zoll-Wynne-Comakorrektor, wie ihn Teleskop-Service vertreibt, genau die richtige Größe (für den 3-Zoll-Okularauszug). Der gelieferte Korrektor war jedoch nicht in Ordnung und musste nach langwierigen Tests zurückgeschickt werden. Nach dieser Enttäuschung hatte ich von Experimenten genug und die 3-Zoll-Variante des Televue Paracorr wurde angeschafft.
Ingo adaptierte den 3"-Feathertouch-Auszug, sodass der Paracorr integraler Bestandteil des Auszugs wurde.

3"-Paracorr, 3"-Feathertouch mit ausgedrehtem Innenrohr, Klemmring zur Fixierung des Paracorr im Auszug

 

Der Korrektor im Auszug

 

Der Klemmring fixiert den Korrektor

Jedoch stellte sich heraus, dass die Anpassung an den Weißen Elefanten größere Schwierigkeiten verursachen würde. Der Tubus hätte verlängert werden müssen und die neue Balance des Systems hätte ein Anschlagen des verlängerten Tubus am Unterbau der Teleskopsäule verursacht.
Wir entschieden uns dann für den Neukauf einer neuen CMOS-Kamera mit eigenem Korrektor, die ohne Umbau des Teleskops verwendbar sein würden.
Also entschied ich mich für einen Umbau meines 250cm-Newtons: Der bisherige 2"-Feathertouch-Auszug wurde durch den von Ingo adaptierten 3"-Feathertouch-Auszug mit integriertem Televue 3"-Paracorr ersetzt, der Fangspiegel und die Öffnung für den Okularauszug wurden versetzt, um zu ermöglichen, dass der Paracorr genau im Fokus des Newtons platziert werden kann. Nach häufigem Nachrechnen und bangem Bohren und genauem Justieren gelang die erste Testaufnahme zur Zufriedenheit: Der Fokuspunkt wird getroffen, die Mechanik hält und es sieht gut aus.

 

Kamera, Auszug und Korrektor am 10"er

 

Ein neues System weist neben den erhofften Verbesserungen (größeres Gesichtsfeld, bessere Korrektur, geringere Vignettierung, Antibloominggate, kleinere Pixel) immer auch Eigenschaften auf, mit denen man vorher nicht unbedingt gerechnet hat. In diesem Fall wiesen die First-Light-Frames heftige wellenförmige Gradienten über das gesamte Bildfeld auf, die das eigentliche Signal der Aufnahmen fast ertränkten.
Des Rätsels Lösung war, dass die Kamera vor jeder Belichtung den Chip mit einem Infrarotlicht- Blitz flutet, um "Residual Bulk Images" durch hellere Sterne zu vermeiden. Dieser Blitz ist im Treiber der Kamera standardmäßig aktiviert. Diesen Fehler macht man nur einmal. Der entscheidende Hinweis kam von Joel Short im SGP-Forum, dann wurde die Funktion abgeschaltet, zumal RBI bei dem 16200er-Chip nicht wirklich eine Rolle spielt.
Auch die im Vergleich zum 3200er Chip deutlich niedrigere Quanteneffizienz kam gefühlt überraschend, obgleich mir das durchaus bekannt war. Die Stacks scheinen vergleichsweise wenig "Wumms" aufzuweisen. Allerdings sind sie sehr viel ebenmäßiger und gleichmäßiger ausgeleuchtet und erscheinen "sauberer", zudem gibt es die lästigen Blooming-streaks nicht mehr, die viele Rohbilder verschandelt haben und im fertigen Bild häufig zu eckigen Stern-Abbildungen führten.
Das Fazit bisher: Eine deutliche Verbesserung des Gesamtsystems und die Einzel-Frames brauchen längere Belichtungszeiten.

© Friedhelm Hübner, letzte Aktualisierung:  13.08.2020